buehnenbild_Zelck_Rettungsdienst_DRK_Bitburg_hq-Q__01_.jpg Foto: A. Zelck / DRK-Service GmbH

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Chronik

Chronik DRK Riesenbeck e.V.

DRK Riesenbeck:160 Jahre im Einsatz für die Menschlichkeit 

Im Jahr 2012 war der Riesenbecker Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes besonders stolz darauf, sein 140-jähriges Bestehen feiern zu können. Im Jahr 2024 feiert derselbe Ortsverein sein 160-jähriges Jubiläum. Ein Rechenfehler? Nein, denn ein neuer Dokumentenfund weist darauf hin, dass der Ortsverein doch älter ist, als gedacht. Im Nachgang der ersten Genfer Konferenz rief der preußische König Wilhelm am 4. März 1864 in Westfalen zur Gründung von Vereinen zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger auf. Diesem Aufruf folgte die Riesenbecker Bevölkerung um Amtsmann Heise und gründeten den Verein zur Pflege von verwundeter und erkrankter Krieger am 22. August.1864.  

Bisher waren die Rotkreuzler davon ausgegangen, dass die Gründung 1872 stattfand. Dieses Datum geht zurück auf ein Vereinsregisterauszug des Vaterländischen Frauenvereins Riesenbeck, den der langjährige Vorsitzende des DRK Riesenbeck, Bernhard Kaiser, Anfang der 1990er Jahre im Stadtarchiv Münster entdeckte. Der Vaterländische Frauenverein gilt als Vorgängerorganisation des DRK. Wie ein späterer Dokumentenfund beweist, ging dieser aus dem Verein zur Pflege von verwundeter und erkrankter Krieger hervor und wurde im Februar 2023 vom DRK-Bundesverband offiziell als Vorgängerverein des DRK Riesenbecks anerkannt und daher auch dessen Gründungsjahr 1864. Die Umwandlung zum Vaterländische Frauenverein erfolgte da dieser einen viel größeren caritativen Anteil hatte und mehr vor Ort helfen konnte. Auch hier wurden jährlich Sammlungen durchgeführt und Teile dieser Sammlungen wurden auch lokal genutzt. So sammelte der Vaterländische Frauenverein in der Bauernschaft in Riesenbeck beispielsweise im Jahr 1900 für damalige Verhältnisse erwähnenswerte 80 Reichsmark.  

Besonders während des Ersten Weltkrieges (1914-1918) setzte man sich für die Verwundeten ein, richtete ein Vereinslazarett ein und stellte Pflegepersonal zur Verfügung. Der Verein hielt gemeinsam mit dem Ortsverein für Kriegswohlfahrtspflege monatliche Sammlungen ab, welche insgesamt den Betrag von rund 12 000 Mark ergaben. Von dieser Summe wurden Lazaretteinrichtungen bezahlt und Spenden an die Kriegsnotleidenden im kriegszerrütteten Ostpreußen getätigt. Ebenfalls wurden sogenannte „Liebesgaben“ mit Wäsche, Unterzeug, Socken und Wolle für die Soldaten aus Riesenbeck an der Front als Pakete zusammengestellt und verschickt. Auch Familien, deren Ernährer einberufen waren, wurden monatlich unterstützt.  

Wie viele andere Ortsvereine auch wurde der Riesenbecker ab 1933 gleichgeschaltet und nach der nationalsozialistischen Ideologie ausgerichtet. 1941 gab es eine bemerkenswerte Zäsur, denn damals übernahm das DRK in Riesenbeck den Rettungsdienst, welcher von Anfang an durch Frauen aus Riesenbeck durchgeführt wurde.  

Von den Einsätzen während des Zweiten Weltkrieges ist besonders der Einsatz im Jahr 1944 in Erinnerung geblieben. Die damalige Rot-Kreuz-Schwester aus Riesenbeck Hedwig Schnetlage (Jahrgang 1910) erinnert sich 1995 für einen Zeitungsbericht in der IVZ von Fancis Kroll: „Mit der Feuerwehr fuhren wir nach Gravenhorst, um beim zweiten Angriff Neujahr 1944 die Verletzten zu versorgen. Es durften ja nur die Feuerwehrautos fahren wegen der Verdunklung.  Sie fuhren dann ohne Licht. Wir kamen jedoch nur bis zum Hof Kemmermann, da zu viele Zeitzünder gefallen waren.  Auf dem Rückweg nach Riesenbeck sahen wir, dass der Schuppen bei Neuhaus brannte. Hier war eine Brandbombe eingeschlagen. Josefa und weitere Helferinnen holten Eimer Wasser vom gegenüberliegenden Hause Oechtering und bildeten eine Kette zur Brandstelle. Bis der Brand gelöscht war, verging eine lange Zeit, so dass wir dadurch alle erst spät nach Hause kamen." 

1946 gründete sich der Ortsverein neu und setze sich in der Nachkriegszeit für das Einrichten von Flüchtlingsunterkünfte, die sanitätsdienstliche Betreuung und Verpflegung, Kleidersammlungen, Wohlfahrtspflege von Vertriebenen, die Verteilung von Spenden aus eigenen Sammlungen oder Liebesgaben aus dem Ausland und das Aufstellen von Volksküchen ein.  

In den 1950er Jahren begannen Erste-Hilfe-Ausbildungen. Außerdem unterstützte der Ortsverein den Sanitätszug des DRK-Kreisverbandes Tecklenburger Land. Seit dem 2.8.1957 führ das DRK die Blutspende in Riesenbeck durch und erhielten bis heute knapp 30.000 Blutspenden. 

Es sind die Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit in Riesenbeck für den reibungslosen Ablauf von dringend benötigten Blutspende-Aktionen sorgen. Viele hundert Bürgerinnen und Bürger wurden durch Kursangebote in Erster Hilfe geschult. Größere und kleinere Veranstaltungen wie Schützenfeste oder Reitturniere wurden von Sanitäterinnen und Sanitätern des DRK Riesenbeck mit ihrem Rettungswagen (RTW) und ihrer Expertise begleitet. Einen RTW betreibt der Verein seit 1987, welches damals der erste ehrenamtliche RTW im Kreisgebiet war. Seit 2005 werden die Sanitäter vor Ort mit alarmiert, wenn in Riesenbeck ein notarztpflichtiger Notruf abgesetzt wird und sind dann schneller als der Rettungsdienst vor Ort um lebenserhaltende Maßnahmen einzuleiten. Bei den Katastrophenschutzeinsätzen wie der Schneekatastrophe in Ochtrup (2005), der Fußball-Weltmeisterschaft (2006), dem Loveparade Unglück (2010), dem Elbehochwasser in Magdeburg (2013), den Bombenentschärfung in Riesenbeck (2018/19) oder während der Hochwasserkatastrophe im Rhein-Sieg-Kreis (2021) waren es auch ehrenamtliche Einsatzkräfte aus Riesenbeck, die zu Hilfe eilten. Heute sind im DRK Ortsverein Riesenbeck 50 Mitglieder aktiv.  

Die Corona-Pandemie hatte ab 2020 neben den Einsätzen im Pflegelazarett und bei Testung ebenfalls Auswirkungen auf das soziale Vereinsleben des DRK-Ortsvereins in Riesenbeck. Das gesellige Miteinander ist nun wieder möglich und der Vorstand ist froh, dass man im Jahr 2024 zusammen mit den anderen Vereinen in Riesenbeck ein schwungvolles Jubiläum unter dem Motto „Zukunft braucht Vergangenheit“ feiern kann.